Aktive Chronisten im Bezirk Imst
11. Juni 2018
Das Chronikwesen im Bezirk Imst ist gut bestellt.
Erst kürzlich begeisterte das Roppener Chronistenteam mit einer Ausstellung die Besucher im Kultursaal, vergangenen Freitag gab es in Mils und Obsteig interessantes zu sehen und erfahren.
Seit 19 Jahren ist Helene Bullock die Bewahrerin des Vergangenen und Aktuellen in ihrer Heimatgemeinde Mils. Leni, wie sie im Bekannten- und Chronistenkreis genannt wird, überzeugt mit unheimlichem Fleiß. Sie hat sich den neuen technischen Gegebenheiten in Windeseile angepasst und kann mit den Jungen in der digitalen Welt mühelos mithalten. Am vergangenen Freitag lud die aktive Ortschronistin zu einem Besuch in das „kleinste Museum der Welt“. Im Eingangsbereich des Gemeindehauses zeigte sie gemeinsam mit dem in Sammlerkreisen anerkannten und etablierten Numismatiker Reinhold Perktold aus Imst Münzen aus verschiedenen Jahrhunderten. Perktold hat die ausgestellten Münzen in Imst und näherer Umgebung gefunden. Die Besucher konnten zudem einen Blick in den Chronikraum und in die Jahreschroniken von Mils werfen. Die Veranstaltung war zugleich der Auftakt in das Jubiläumsjahr „800 Jahre Mils“.
Vor drei Jahren ist in Obsteig Hubert Stecher verstorben. Der Volksschuldirektor i. R. agierte über viele Jahre als Ortschronist und hinterließ wertvolle Aufzeichnungen. Nun hat sich ein Chronistenteam gebildet, das die Nachfolge von Hubert Stecher angetreten hat. Sabine Ortner, Ilka Ebert, Martha Witsch, Herbert Krug, Johannes Faimann und Klaus Rieser bilden das Team, das sich in den vergangenen Wochen auf Spurensuche begeben hat. Im Fokus der Nachforschungen stand der Bildhauer Hermann Rieser (1917-1983) der in Obsteig aufgewachsen ist und dort auch den Großteil seiner künstlerischen Wirkenszeit verbrachte. Eine harte Kindheit und die im Osten erlittene schwere Kriegsverletzung prägten den einfachen aber ausgebildeten und hochbegabten Obsteiger. „Er war zu gut für diese Welt“, bringt es dessen Sohn Klaus Rieser auf den Punkt. Sein Vater habe meist „für ein Butterbrot“ gearbeitet, weil er immer in Angst lebte, durch seine Kunst die kleine Invalidenrente zu verlieren. Seine Werke finden sich in vielen Obsteiger Haushalten, aber auch im Ausland, da viele Touristen auf den Bildhauer aus Obsteig aufmerksam wurden. Das Chronistenteam sammelte bei den Obsteigern – im Stadel von Schneggenhausen wurden nur Exponate aus Obsteig gezeigt – Werke von Hermann Rieser. Bei der Spurensuche wurde das Chronikteam von Luzia Krug unterstützt. Die junge Obsteigerin verfasste über Leben und Wirken von Hermann Rieser eine Maturaarbeit, die sie in verkürzter Form bei der Ausstellungseröffnung dem Publikum präsentierte. Luzia in ihren Begrüßungsworten: „Ich bin dankbar für die Möglichkeit über diesen interessanten Menschen zu berichten. Durch die Beschäftigung mit Hermann Rieser habe ich viele ältere Menschen aus Obsteig kennen gelernt und durfte interessante Gespräche mit ihnen führen. So eine Recherche macht ungleich mehr Sinn als das Herunterladen von Infos aus Internet-Portalen“, beschreibt Luzia die Arbeit der vergangenen Monate. Die Ausstellung im Stadel Schneggenhausen in Obsteig ist bis 17. Juni, jeweils am Samstag und Sonntag von 10:00 bis 17:00 Uhr geöffnet.