Archäologische Sensation beim Romedikirchl
Dass im Thaurer Boden für Archäologen immer wieder was hergeht, ist bekannt. Doch die aktuelle Grabung beim Romedikirchl hat uns alle überrascht. Schon 2023 sind wir auf mehrere Bodenniveaus einstiger Vorgängerbauten gestoßen. Nur 40 cm unter der Grasnarbe stießen wir auf den Boden der vormaligen „Meringerkirche“ aus dem Jahre 1640. Wiederum 40 cm tiefer standen wir auf dem Boden einer romanischen Kirche. Aber es ging noch weiter zurück in die Vergangenheit, denn plötzlich tauchte die Mauer einer Kirche aus der Spätantike auf.
Heuer wurde der Schnitt erweitert. Zuerst wurde gegraben, dann haben wir gerätselt. Schließlich hat sich gezeigt, dass die spätantike Kirche bereits im Frühmittelalter zu einer Dreikonchen-Kirche ausgebaut wurde. Ein Bautyp der zu jener Zeit im Ostalpenraum gänzlich unbekannt und allenfalls mit der Bischofskirche von „Teurnia“ in Kärnten vergleichbar ist. Dass in der Südkonche auch noch drei Bestattungen geborgen werden konnte, haben wir als Zugabe gerne mitgenommen.
Deutlich erkennbar die Böden der Meringerkirche (unten) und der romanischen Kirche (Mitte). Hinter der Archäologin erkennt man die oberste Lage der spätantiken Mauer.
Grabungsleiterin Tamara Senfter beim Freilegen eines Skeletts in der Südkonche.
Text und Fotos: Josef Bertsch, Chronos Thaur
Datum: 21. Mai 2024
Titelbild: Ein Skelett in der Südkonche wird freigelegt, penibel dokumentiert und schließlich geborgen.