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Die Entwicklung der Etiketten-Frankierung bei Tiroler Postpartnern: Eine Spurensuche

Seit Herbst 2023 hat die Verwendung von Etiketten-Frankierungen bei Tiroler Postpartnern stark zugenommen. Dr. Hans Moser hat diesen Wandel zum Anlass genommen, die verschiedenen Etikettentypen, ihre Gestaltung und ihre Entwicklung von 2002 bis heute genauer zu analysieren. Seine umfassende Dokumentation beleuchtet nicht nur die aktuellen Trends, sondern auch historische Aspekte, wie die experimentellen Phasen der frühen Postpartner-Zeit und die Einführung des CO2-neutralen Hinweises ab 2011.

Der Artikel bietet spannende Einblicke in die Geschichte und die technischen Details der Etiketten und zeigt, wie sich diese im Laufe der Zeit verändert haben. Für die weitere Aufarbeitung bittet Dr. Moser um Ihre Unterstützung: Belege oder Scans (300dpi, jpg-Format) sind herzlich willkommen, um die Analyse zu ergänzen und offene Fragen zu klären. Schicken Sie Ihre Beiträge gerne an die angegebene Adresse – vielen Dank für Ihre Mithilfe!


Etiketten-Frankierung bei Postpartnern am Beispiel von Tirol

Dr. Hans Moser, Bärenweg 14, 6410 Telfs, hans.moser@uibk.ac.at

Ab Herbst 2023 wurde die Zahl der mir zur Verfügung gestellten Belege mit Briefmarken und OT-Stempel immer geringer, hingegen nahmen Postsendungen mit Etiketten-Frankierung enorm zu. Dies war die Ursache, dass ich mich erstmals damit beschäftigte.

Der sich zufällig ergebende Zeitabschnitt ab Oktober 2023 bis etwa Juli 2024 war günstig, weil sich herausstellte, dass es einen mehrfachen Wechsel in der Gestaltung der Etiketten gegeben hat. Die Etiketten sind 80 x 40 mm groß (Breite x Höhe). Ob das Papier einheitlich ist, auf dem die Etiketten gedruckt werden, lässt sich derzeit nicht mit Sicherheit sagen. Möglicherweise gibt es ein mattes und ein leicht glänzendes Papier, leicht getönt oder nicht getönt, wobei Umwelteinflüsse eine Rolle spielen können. Diesbezüglich wurde in dieser Arbeit nicht im Detail unterschieden, es bräuchte eine größere Zahl an Belegen über einen längeren Zeitraum.

In diesem Zeitabschnitt wurden auf den Etiketten bei einzelnen Postpartnern bis zu vier verschiedene Aufdrucke gefunden, gleichgültig, ob es sich um PRIORITY- oder  ECO-Korrespondenzen gehandelt hat. In der linken Hälfte des Aufdrucks (Abb. 1) befindet sich der Hinweis auf die Versendungsart (ECO / PRIORITY), daneben der 5-zeilige OT-Stempel. In der obersten Zeile wird die offizielle Bezeichnung der Posteinrichtung genannt, darunter ist der Hinweis „Post-Partner“ angebracht. In der dritten Zeile ist ein Identifizierungszeichen (ID; = Identitätsnummer, Schalternummer) mit einer Zahl vermerkt, meist ID 1. Die vierte Zeile beinhaltet Datum und mit einem Bindestrich verbunden die Uhrzeit. Im Datum ist das Monat durch drei Buchstaben abgekürzt, die Uhrzeit wird in Stunden und mit Minuten angegeben. In der untersten Zeile zeigt sich die in großer Schrift ausgeführte Postleitzahl.


Abb. 1. Beispiel eines Etikettenaufdrucks der Type W mit seitlichem Strichcode. Hier wurden 5 Cent (= 000005) zufrankiert. Der Postpartner Innsbruck 6018 wurde von der Ernst Schmid GmbH & KG in der Leopoldstraße 2-4 betrieben. Eröffnet am 14.8.2012, aufgelassen am 31.10.2022.

Die rechte Hälfte des Aufdrucks zeigt eine unterschiedliche Gestaltung je nach Type. Bei allen Typen findet sich ein größeres Kästchen (25,5x16mm) mit dem vierzeiligem Text BAR FREIGEMACHT + POSTAGE PAID + ÖSTERREICH + AUSTRIA. In seiner rechten unteren Ecke ist ein kleines Kästchen angeheftet mit dem Text: CO2 + NEUTRAL + ZUGESTELLT. Die Gebühr der Postsendung in Euro-Cents findet sich als 6-stellige Zahl in der Mitte am Unterrand. Der Barcode kann als senkrechter Strichcode am rechten Etikettenrand ausgeführt sein (Abb. 1), oder als QR-Code rechts neben der Postgebühr. Mit dem Strichcode ist der Abstand der rechten Bildhälfte zum OT-Stempel eng (ca. 3mm), hingegen mit QR-Code, der auch „fehlen“ kann, weit (ca. 14 mm). Die Gebühr ist als sechsstellige Zahl in Cents angegeben und würde theoretisch bis 9.999,99 € reichen.

Abb. 2 zeigt die zwischen Oktober 2023 und April 2024 vorgefundenen Aufdruck-Typen. Das Papier der Etiketten ist weiß; es wird in den Abbildungen hellgrau dargestellt. Die Typenbezeichnungen W; X, Y und Z wurden deshalb gewählt, weil noch unbekannt ist, welche Etikettentypen es zuvor (ab 2002) bei Postpartnern gegeben hat. Die Zahl der verfügbaren Unterlagen ist viel zu klein, siehe Tabelle 2.

Die meisten OT-Stempel beinhalteten die Bezeichnung ID 1 (Identitätsnummer 1). Bei Rum und weiteren Postpartnern wurden gleichzeitig Stempel mit der Bezeichnung ID 1 und ID 2 festgestellt. Dies bedeutet, dass es zwei Schalterstellen gab / gibt. Ein ID 3 ist bisher bei den Postpartnern in Tirol unbekannt und seine Existenz ist eher unwahrscheinlich.

Abb. 3 zeigt die Präsenz zweier Schalterstellen (ID 1, ID 2) beim Postpartner von Rum 6063
Datum: 20. November 2024

Bestandsaufnahme der bis zum 2. April 2024 aktiven Postpartner mit den zwischen 2020 bis Juli 2024 vorgefundenen Etikettentypen.

In folgender Tabelle 1 sind die Daten von den 4 zuvor genannten Etikettentypen verzeichnet. Für die Bereitstellung der Belege bzw. Scans danke ich Hörmann Helmut, Lochmann Josef, Thaler Martin, Tröger Josef; Tyrolphila und Weilguny Reinhold. Ich weise darauf hin, dass es offensichtlich in der Frühzeit der Postpartner (ab 2002) eine „Experimentierphase“ gegeben hat, in der die Gestaltung des Etiketts und des verwendeten Papiers mehrfach geändert wurden, Beispiele dazu siehe am Ende des Artikels. Auf diese Besonderheiten wird in diesem Abschnitt nicht eingegangen.

Mit den in der Tabelle 1 beigefügten Daten lässt sich der Zeitraum des Aufdruck-Wechsels begrenzen. Am Beispiel ABSAM war der späteste Abdruck von Type Y (ohne QR-Code) am 2.1.24, der früheste Abdruck von Type Z (mit Blatt und QR-Code) am 12.2.24, der Wechsel fand dazwischen statt. Ob es in Absam auch ein Etikett der Type Y (mit QR-Code) gab ist nicht geklärt. In BAD HÄRING fand der Wechsel von Type Y zu Type Z zwischen 31.1.24 und 8.2.24 statt, innerhalb der 1. Februarwoche.

Leere Felder in der Tabelle bedeutet nicht, dass es diese Stempel nicht gibt, sondern in den verfügbaren Unterlagen waren sie nicht dabei. Meldung von Ergänzungen mittels Scans von Belegen sind erwünscht, um die Tabelle ergänzen zu können. Adresse siehe oben.

Bei der Spalte Einsatz werden durchaus mögliche zwischenzeitliche Schließungen oder Auflassungen nicht berücksichtigt. Aktiv bedeutet, dass der Postpartner am 2. April 2024 im Einsatz war.   
Datum geschrieben als JJMMTT, es bedeutet 231230 = 30.12.2023. Sind mehrere Daten in einem Feld, so geben sie das derzeit früheste (oben) bzw. späteste (unten) bekannt.

Tabelle 1: Zusammenstellung aller am 2.4.2024 aktiven Tiroler Postpartner und deren Etikettentypen W bis Z mit den vorgefundenen Eckdaten

Die Daten aus der Tabelle belegen, dass die Etikettentype W mit Strichcode auf jeden Fall bis zum Oktober 2023 allgemein in Verwendung stand. Meine bisher früheste Registrierung dieser Etikette stammt aus 2019, jedoch ist dies nicht abgesichert und könnte auch früher sein. Ein Großteil der 2020er Daten stammt von persönlichen Besuchen bei den Postpartnern.

Zwischen Oktober 2023 und Jänner 2024 erfolgte die Umstellung auf den QR-Code. Markant dabei ist, dass nun das Rechteck mit dem 4-zeiligen Text „BAR BEZAHLT …“ an den rechten Rand rückt und damit einen weiten Abstand zum OT-Stempel aufweist. In einigen Fällen schien es hierbei eine Abfolge gegeben zu haben und der Verdacht bestand, dass der QR-Code noch nicht verfügbar war. Beim genaueren Hinsehen stellte sich aber heraus, dass sich zumindest bei 8 dokumentierbaren Postpartnern Unterbrechungen bzw. Wechsel zwischen Type X und Y zeigen. Es ist zu vermuten, dass es Probleme mit dem QR-Code gegeben hat, die dazu führten, dass er kurzfristig entfernt und möglicherweise durch einen neuen ersetzt wurde. Siehe Tabelle 2, deren Daten aus Tab 1 übernommen wurden.

Die vorliegenden Daten belegen, dass die Umstellung auf die Etikettentype Z, bei der dem CO2 ein stilisiertes Blatt hinzugefügt wurde, ab Februar 2024 erfolgte.

Tabelle 2: Bisher gefundene überschneidende Daten von Type X und Y

Tabelle 3: Postpartner, die am 4.2.24 nicht mehr aktiv waren. Auch bei ihnen könnte es noch Etikettentyp X und Y geben.

Vor 2020 gefundene Etiketten: provisorische Typisierung

Tabelle 3: Bestandaufnahme der vorliegenden Etikettenaufdrucke vor 2020

Abkürzungen betreffen die Gestaltung der Monatsbezeichnung: B bedeutet, dass das Monat mittels 3er Buchstaben abgekürzt wurde, Z hingegen als 2-stellige arabische Zahl. Bar freigem(acht) usw.: 3- oder 4 zeiligen Text siehe oben

*) Am 030703 wurde in Sautens ein Papier mit gelben Posthörnchen verwendet, am 031230 hingegen ein weißes ohne Unterdruck. Dieses Beispiel zeigt, dass in der Frühphase der Einführung der Postpartner 2002-2003 nicht nur Papiervarianten sondern möglicherweise auch mehrere Drucker-Fabrikate im Einsatz waren. Ob es bei den Posthorn-Unterdrucken neben den farblichen Varianten weitere Unterschiede (wie z.B. Größe oder Abstand der Posthörner usw.) gibt ist offen. Aus Mangel an Unterlagen / Belegen lässt sich derzeit eine detailliertere Typeneinteilung nicht vornehmen.

Die Tabelle ermöglicht mehrere Erkenntnisse, die allerdings noch durch weitere Belege abgesichert werden müssen.

  1. Die Umstellung vom 3-zeiligen zum 4-zeiligen Text BAR BEZAHLT usw. erfolgte zwischen 2003 und 2004
  2. Die Umstellung der Monatsangabe von Zahl zu Buchstaben erfolgte zwischen 2008 und 2009
  3. Der Hinweis CO2 / NEUTRAL / ZUGESTELLT wurde zwischen 2011 und 2012 eingeführt.
  4. Der Eindruck von ECO / PRIORITY am Etikett wurde etwa ab 2019 vollzogen, wird allerdings nicht immer ausgeführt.

Für weitere Arbeiten an diesem Thema ersuche ich um Unterstützung durch die Leserschaft und bitte um Zusendung von Belegen oder Scans (300dpi, jpg-Format). Adresse siehe oben. Vielen Dank.

Text: Dr. Hans Moser
Datum: 20 November 2024