Wie es „FRÜHER“ war. Beiträge in der Oberländerrundschau 2020
Karl-Larcher Ausstellung Stams
Nicht nur bei der Ausstellungseröffnung kamen viele Interessierte in das Gemeindeamt Stams, um Landschaftsbilder in Öl und ein-drucks volle Fotografien des fast vergessenen Stamser Bildhauers, Malersund Lichtbildners Karl Larcher zusehen. Auch in der Folgezeit finden sich dort zahlreiche Besucher ein, um „Stams in alten Aufnahmen“ zu erleben. Nahezu alle abgebildeten Personen konnten dabei namentlich identifiziert werden. Eine Fotografie gibt allerdings Rätsel auf – womöglich stammt die abgebildete Familie nicht aus Stams, hat hier nur kurzgewohnt oder war lediglich zu Gast. Vielleicht kann die RUNDSCHAU-Leserfamilie Forschungshilfe leisten? Für etwaige Hinweise bitte beim Gemeindeamt Stams unter Tel. 052636244 anrufen.
Bild: Ausstellung Karl Larcher
Text: Helmut Hörmann
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Der Bahnhof Imst Pitztal
Der Bahnhof Imst Pitztal befindet sich im Gemeindegebiet von Arzl im Pitztal, die Gemeindegrenze zwischen Arzl und Karrösten verläuft mitten im Inn. Das gesamte Bahnhofsareal befindet sich also nicht im Bereich der Stadtgemeinde Imst und ist somit nur über die Gemeinde Karrösten oder Arzl erreichbar. Es gibt sehr wenige Bahnhöfe in Österreich, die sich nicht im jeweiligen Gemeindegebiet befinden oder zumindest unmittelbar daran anschließen.
Die Aufnahme entstand 1883, kurz nach der Eröffnung des Streckenabschnittes Innsbruck – Landeck, am 1. Juli 1983. Am Hauptgebäude hat sich seit damals recht wenig verändert. Die anderen im Bild ersichtlichen Gebäude, wie Wasserturm, Magazin und Stellwerk wurden schon vor langer Zeit abgetragen. Der elektrische Betrieb wurde im Abschnitt Innsbruck bis Telfs-Pfaffenhofen am 22. Juli 1923 und der Abschnitt Telfs Pfaffenhofen bis Landeck am 19. Dezember 1923 aufgenommen. Im Jahre 2011 erfolgte die Neugestaltung des gesamten Vorplatzes. Dieser Neugestaltung fielen auch drei Gebäude (Gütermagazin, Bahnmeisterei und Werkstatt) zum Opfer.
Deutlich erkennbar ist, welche Fläche seit damals dem Inn abgerungen wurde. Die Nutzung der landwirtschaftlichen Fläche im Bereich „Toale“, Gemeinde Arzl, erstreckte sich damals bis an die Felskante.
Bild: Gemeindechronik Karrösten
Text: Günter Flür, Chronist
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Reiselustige Haiminger Musikanten
Im kommenden Jahr feierte die Musikkapelle Haiming ihr 200-jähriges Bestehen. Wie die Aufzeichnungen im Archiv des Klangkörpers verraten, wurde die Musikkapelle vom Lehrer Paul Sprenger aus Nassereith gegründet.
Die Vereinsgeschichte war von vielen Höhepunkten, sowohl musikalischer als auch gesellschaftlicher Art geprägt. Zu den herausragenden Erlebnissen gehörte sicherlich der Auftritt bei der Eröffnung der Arlbergbahnstrecke im Jahr 1884. Als Kaiser Franz Joseph 1909 nach Vorarlberg reiste, durften die Haiminger Musikanten einen flotten Marsch zur Begrüßung blasen – überliefert wurde von diesem Ereignis, dass der Großteil der Musikanten erst Tage später wieder zuhause auftauchte.
Nach dem 2. Weltkrieg war es Stefan Baur aus Fritzens, der die Musikkapelle Haiming neu organisierte und für einen exzellenten Ruf im In- und Ausland sorgte. Sein Nachfolger Josef Köll führte diese Tradition fort und ein Auftritt bei Radio Hilversum in Holland sorgte für gute Werbung, die sich auch in den Gästezahlen niederschlug.
Mit vielen Vereinen und Menschen – vor allem in Deutschland – wurden enge Freundschaften geknüpft, so auch mit dem Sängerbund Seckenheim, bei dessen 100-Jahr-Jubiläum die Haiminger Musikanten das große Fest mit schwungvoller Musik untermalten.
Text: Manfred Wegleiter, Chronist
Foto: Heinrich Kraus, Edingen
Marsch durch Seckenheim im Mai 1965, von links: Agnes Raffl, Elfriede Unterweger, Stefan Baur, Peter Stigger, Karl Fux sen., Rosl Hairer und Gerda Stigger.
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Ein tragisches Unglück in Haiming
Die Nachricht vom tragischen Unglück erschütterte die ganze Haiminger „Gmua“: Der verdiente Gemeindebürger Josef Kapeller vulgo „Müllers Seppele“ ist tot. Der begeisterte Musikant und 1. Gemeinderat war am Nachmittag des 13. Oktober 1931 bei seiner Behausung Nr. 103 damit beschäftigt, „Türkenkolben“ aufzuhängen. Er stand auf einer Leiter, die an der Hauswand zwischen zwei elektrischen Drähten lehnte. Plötzlich hörte eine Schwiegertochter ein Zischen und bemerkte, dass ihr Schwiegervater an den Drähten und der Leiter taumelte. Der Unglückliche stürzte zu Boden und blieb bewusstlos liegen. Er wurde in die Stube getragen, wo er kurz darauf starb.
Der Verstorbene war Vater des späteren Bürgermeisters Karl Kapeller, zwei seiner noch lebenden Enkel – Karl und Roman, können sich noch an das Unglück erinnern.
Auf dem Foto ist Josef Kapeller als Feldkoch im 1. Weltkrieg abgebildet (im Bild 4. Von links).
Foto: Chronik Haiming
Text: Manfred Wegleiter, Chronist
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Ein Hotel mit reicher Geschichte
Über Jahrzehnte war der Ötztalerhof in Ötztal-Bahnhof das erste Haus am Platz. Errichtet von Alois Sterzinger als „Sterzingerhof“ zur Zeit des Baus der Arlbergbahn, beherbergte das Hotel im Laufe seines Bestehens viele illustre Gäste und war in Besitz und Pacht verschiedener wagemutiger und innovativer Hoteliers.
Alois Sterzinger – er betrieb in Haiming noch den Gasthof Sterzinger – verkaufte das Hotel an Ernst Lutteri, der federführend an der Errichtung der Lourdes-Kapelle beteiligt war. Auch die Familie Buchholz findet sich als Besitzer, später kauften die Brüder Helmut und Manfred Egger den Ötztalerhof. Eine Zeitlang fungierte Willi Kopp „Patsches Willi“ als Pächter; er führte das Hotel mit seiner Gattin Maria Anna geb. Zoller. Im Bild eine Gästerunde mit Willi und Maria Anna Kopp (links). Hinter der Bar rechts Olga Kopp geb. Wegleiter.
Text und Foto: Manfred Wegleiter, Chronist in Haiming
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Der letzte Wagner von Haiming
Er stammte aus der in Haiming weit verbreiteten „Stigger-Dynastie“: Eduard Stigger (1877-1967) betrieb im Haiminger Dorf eine Wagnerei. Schon sein Vater Mathias war Wagnermeister, von diesem stammt auch der Hausname „Hiasls“ ab. Josef, ein Bruder Eduard’s, war Haiminger Bürgermeister.
Das Wagnerhandwerk blieb in der Familie. Josef (1908-1980) war der letzte, der die Wagnerei im Elternhaus fortführte. Mit der Modernisierung der Landwirtschaft ist auch das Wagnerhandwerk vielerorts ausgestorben. Josef war auch der erste und letzte Haiminger Skiproduzent.
Foto: Chronik Haiming
Text: Manfred Wegleiter, Ortschronist
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Mit Pfeife und Ross
Johann Ruef (geboren am 25.3.1915) war ein bescheidener Zeitgenosse. Er stammte aus Oberhofen und war ein Sohn der Bauersleute Johann Ruef und Maria Anna Trenker. 1946 heiratete er die Haiminger Schmiedtochter Hildegard Schilcher und führte mit ihr eine kleine Landwirtschaft im „Schilcherschen“ Anwesen in der Ötztalerstraße Nr. 11, im Volksmund als Schmiedgasse bezeichnet. Viel Zeit verbrachte er mit dem Holz richten, meist sein Pfeiferl im Mund. So war es auch kein Zufall, dass der damalige Chronist Karl Hofer beim Besuch von Johann Ruef am 13.12.1976 ihn beim Holzhacken antraf.
Johann Ruef war auch einer der letzten Haiminger Bauern, die mit dem Arbeitsross unterwegs waren. Mit seiner Frau Hildegard hatte er zwei Kinder: Agnes, die noch in der „Schmiedgasse“ wohnt und Johann jun., der auf tragische Weise bei einem Autounfall im Jahre 1984 ums Leben kam. Johann sen. starb am 19.11.1990.
Foto: Chronik Haiming
Text: Manfred Wegleiter, Chronist
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Das Volksschulwesen in Oetz
Unter Kaiserin Maria Theresia wurde im Jahre 1774 die allgemeine Schulpflicht eingeführt. In der „Allgemeinen Schulordnung“ vom 6. 12. 1774 wurde das Schulwesen der “Trivialschulen“ (Volksschulen) und der Normalschulen geregelt. Auf dem Lande hatten nur wenige die Gelegenheit eine Schule zu besuchen, in den Städten waren die Verhältnisse besser.
Die erste Volksschule in Oetz wurde im Jahre 1777 eingerichtet. Weitere Schulen folgten in Oetzerau, Habichen und Oetzerberg im Weiler Stall.
Der Bau des ersten Schulhauses am Kirchweg in Oetz dürfte um 1860 erfolgt sein. Diese Räumlichkeiten stießen bald an ihre Grenzen, sodass Schulklassen „ausquartiert“ werden mussten. Erst im Jahre 1965 wurde die neue Volksschule (heute NMS) errichtet.
Wegen der Raumnot übersiedelte im Jahre 1975 die Volksschule in das Gebäude der damaligen Hauptschule und die Hauptschüler zogen in die erweiterten Räumlichkeiten der ehemaligen Volksschule.
Die erste Volksschule in Oetzerau bestand vermutlich schon ab Beginn des 19. Jahrhunderts. Diese Schule wurde aus Mitteln der Kirche Oetzerau mitfinanziert. Bis 1913 wurde die Schule als Notschule geführt, was bedeutete, dass die meisten Lehrkräfte nicht geprüft waren.
Da das „alte“ Schulgebäude in Oetzerau nicht mehr den Erfordernissen entsprach, entschloss sich die Gemeinde zu einem Neubau. Der Bau der heutigen Volksschule in Oetzerau wurde 1969 fertiggestellt. Nach Sanierungsmaßnahmen im Laufe der Jahre ist heute neben der Volksschule auch der Kindergarten dort untergebracht.
Die Schule in Habichen wurde von Beginn des 19. Jahrhunderts bis ins Jahr 1893 geführt. Wie lange die Schule am Oetzerberg geführt wurde, ist nicht bekannt.
Von der Schule in Habichen ist aus der Chronik vom Jahre 1973/1874 zu lesen, dass wegen Lehrermangels 23 Schüler von Tumpen die Schule in Habichen besuchen mussten. Das Schulgeld musste der Lehrer selbst einheben. Wegen der schlechten Zahlungsmoral der Eltern führte der Lehrer bei der Bezirkshauptmannschaft Beschwerde.
Foto: Chronik Oetz
Text: Sieghard Schöpf, Ortschronist
„Die alte Volksschule am Kirchweg“.
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Kindergärten Oetz und Oetzerau
In den Zwischenkriegsjahren haben die Barmherzigen Schwestern in Oetz im sogenannten Schwesternhaus eine „Kindergartenanstalt“ ins Leben gerufen. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges erging ein Verbot für die Schwestern, im Bereich der Kinderbetreuung tätig zu sein.
Im Jahre 1940 wurde ein Kindergarten im ehemaligen Musikprobelokal im „Hennewinkel“ oberhalb der dortigen Sennerei errichtet. Als „Kindergartentante“ fungierte Hilde Erjautz. Mittagessen und anschließende Schlafstunde waren Teil der Betreuung. Mit Kriegsende wurde diese Einrichtung aufgelassen.
Erst im Jahre 1952 erfolgte in Oetz die erneute Aufnahme eines Kindergartenbetriebes in einem Raum der sogenannten Westtiroler Baracken – diese standen am heutigen Parkplatz hinter dem WE-Haus. Als Betreuerin fungierte Schwester Lina Zimmermann, der auch eine Helferin zur Seite stand.
Nach dem Neubau der Volksschule im Jahre 1964/65 stand den Kindergartenkindern das ehrwürdige Turmgebäude – heute Turmmuseum – zu Verfügung. Schwester Lina wurde von Schwester Theresia Mitterdorfer als Kindergartenleiterin abgelöst. Ihr zur Seite standen Monika Klotz und Christl Gritsch.
Mit der Errichtung des Saales „Ez“ Im Jahre 1995 fand auch der Kindergarten ein neues Zuhause. Der Kindergarten übersiedelte im Jahre 1996 vom Turmgebäude in die neuen Räumlichkeiten im Saal Ez und wurde in zwei Gruppen geführt. Da sich die Kinderanzahl und auch die Gruppenanzahl immer weiter erhöhten, mussten die Räumlichkeiten weiter ausgebaut werden.
Im Jahre 1973 wurde der Kindergarten mit 20 Kindern in Oetzerau eröffnet. Bis heute wird dieser mit nur einer Gruppe geführt. Von Beginn an bis zum Jahresende 2012 wurde der Kindergarten von Agnes Jäger geleitet. Da am Beginn lediglich ein leerer Raum für die Kinderbetreuung zur Verfügung stand, wurde das unbedingt notwendige Mobiliar und Spielzeug von Agnes Jäger zur Verfügung gestellt.
Text: Sieghard Schöpf, Chronist
Foto: Chronik Oetz
Kindergartenkinder mit der „Tante“ Schwester Lina im Jahre 1965
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Murabgang in Roppen
1928 verschüttete ein gewaltiger Murbruch weite Teile der Wiesen und Felder im Bereich des Roppener Leonhardbaches und vermurte auch das gesamte Bahnhofsgelände. Zahlreiche Waggons wurden unter dem Überschüttungsmaterial vergraben.
Im Jahre 1929 kam es zu einem nochmaligen Murabgang im Gräbanger und Bahnhofsbereich. Es wurden in den folgenden Jahren zu den bereits bestehenden Steinsperren weitere errichtet und eine Steinmauer gebaut. Die Gemeinde Roppen mit dem damaligen Bürgermeister Josef Raggl „Kassler“ wurde vor große Herausforderungen gestellt. Nur mit solidarischem Einsatz der Roppener Bevölkerung konnten die Aufräumarbeiten bewältigt werden..
Fotos: Chronik Roppen
Text: Helmut Plattner, Ortschronist
Auch der Bereich des Roppener Bahnhofs war vom Murenabgang stark betroffen. Keine Maschinen bei den Aufräumarbeiten: Mit Schaufeln mussten die Männer das Material verräumen
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Oetz: Hauptschulstart mit Schwierigkeiten
Die Schulpolitik hatte Anfang der 1950er-Jahre das Bestreben, nur in den Städten oder größeren Marktorten eine Hauptschule zu errichten. Daher hatten damals die Ötztaler Bürgermeister bei einer Bürgermeisterkonferenz beschlossen, sich für eine Hauptschule im Ötztal stark zu machen, da für viele Berufe (z. B. Staatsdienst) die absolvierte Hauptschule als Anstellungsvoraussetzung notwendig war.
Einige aus Kreisen der damaligen Landwirtschaft waren gegen eine bessere Schulbildung, da sie Angst um ihre Arbeitskräfte hatten. Ein Landbürgermeister – selbst Bauer – argumentierte „wir brauchen Leute, die arbeiten und nicht Leute, die mit der Aktentasche durch das Dorf springen“.
Ein Landwirt aus dem hintern Ötztal soll versucht haben, dem Oetzer Bürgermeister Walter Gritsch die Errichtung der Hauptschule mit den Worten „wer soll dann für uns den Mist tragen“ auszureden.
Als erster Standort einer Hauptschule im Ötztal wurde Umhausen ausgewählt. Der damalige Gemeinderat von Umhausen hat diesem Vorhaben jedoch nicht zugestimmt.
Daraufhin ergriff der damals noch junge Oetzer Bürgermeister Walter Gritsch die Initiative und schlug Oetz als neuen Hauptschulstandort vor. Unterstützung bekam er vom damaligen BH Dr. Petzer und dem Landesschulinspektor Dr. Burtscher. Der Gemeinderat von Oetz stimmte dem Vorhaben einstimmig zu.
Am 21.09.1959 wurde der Beginn des Unterrichtes an der Hauptschule Oetz mit zwei Klassen und zusammen 64 (16 aus Sautens, 28 aus Oetz, 11 aus Umhausen, 7 aus Längenfeld und 2 aus Sölden) SchülerInnen begonnen. Als erster Direktor wurde Eduard Walser bestellt. Mit ihm haben an der Schule Bruno Jäger und Margarethe Wehinger unterrichtet.
Text: Sieghard Schöpf, Chronist
Quelle: Aufzeichnungen von Hans Röck
Fotos: Chronikarchiv
1962 – erste Abschlussklasse der HS Oetz 1959 – Einweihung der HS Oetz
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Mesmerhaus
Ein Kirchendiener wird im süddeutschen Raum und in den meisten Gebieten Österreichs als Mesner (auch Messner oder Mesmer geschrieben) bezeichnet. Für ihre Dienste wurden sie mit Kleingaben entlohnt, oft auch mit Naturalien und der Überlassung eines „Mesnergartens“. In Haiming wurde dem Mesner auch eine Wohnung im „Mesnerhaus“ zur Verfügung gestellt. Das Haus, im Eigentum der Kuratie Haiming stehend, hatte im Jahre 1857 im Dorf die Hausnummer 60 und stand in unmittelbarer östlicher Nachbarschaft zum Haus der Familie Kneißl. Der Großbrand von 1897 beschädigte auch das Mesnerhaus schwer, es wurde nach dem Brand wieder aufgebaut und beherbergte in den folgenden Jahrzehnten Kooperatoren, Schullehrer mit ihren Familien, Private und die Jungschar. 1974 wurde das alte Mesnerhaus abgerissen, das Grundstück ist heute im Eigentum der Gemeinde Haiming.
Text: Manfred Wegleiter,Ortschronist
Foto: Chronik Haiming
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Auf Anhieb 215 Arbeitsplätze
Vor sechzig Jahren machte ein Gerücht im mittleren Oberinntal die Runde: In Ötztal-Ort (heute Ötztal Bahnhof) soll ein großes Spanplattenwerk errichtet werden. Für das strukturschwache Tiroler Oberland mit seinen Seitentälern ein Paukenschlag. Und siehe da, das Gerücht erwies sich als reales Gebilde und mitten im Haiminger Forchet wurde in einjähriger Bauzeit das Werk der „Lignospan“ errichtet.
Eingefädelt wurde das Vorhaben vom damaligen Waldaufseher Franz Götsch und Bürgermeister Karl Kapeller, die gemeinsam mit Lignospan-Direktor Mag. Reinhold Plotz die Weichen stellten. Schon im Dezember 1961 konnte das Spanplattenwerk feierlich eröffnet werden. In der Villa Marianne des Willi Kopp wurde das erste Büro eingerichtet, hier empfing Reinhold Plotz auch die rund 400 Arbeitswerber, davon konnten 215 auf Anhieb beschäftigt werden.
Der Betrieb florierte, die Mitarbeiter hatten einen guten Verdienst und viele Haiminger Jungunternehmer profitierten von der Lignospan als Zulieferer und Dienstleister.
Im Jahre 1968 musste das Spanplattenwerk aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen werden, das Areal wurde von Helene Niederer erworben.
Der Ortsteil Ötztal Bahnhof wuchs nicht zuletzt der Lignospan rapide an, viele auswärtige Arbeiter wurden hier sesshaft. Und dass die Gemeinde Haiming heute in Ötztal Bahnhof ihr wirtschaftliches Zentrum hat, ist dem Wagemut der Lokalpolitiker von damals zu verdanken, die trotz der Widerstände in den eigenen Reihen, die Tür zur Modernisierung der Gemeinde öffneten.
Im Bild die Baustelle mit den Pressenfundamenten bei Halle 5 und 6.
Foto: Chronik Haiming
Text: Manfred Wegleiter, Chronist
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Beim Mayr in Brennbichl
Diese interessante Aufnahme zeigt verschiedene Gebäude in Brennbichl, die sich auf Karröster Gemeindegebiet befanden. Der Fotograf hat das Ensemble irrtümlicherweise in Brennbichl bei Imst angesiedelt. Den Mittelpunkt der Häusergruppe bildet das Gasthaus des Rudolf Mayr. Vom Betrachter aus rechts neben dem Gasthaus führt der Weg hinauf nach Karrösten. Am Hauseck ist eine Brunnenfigur erkennbar, deren Verbleib ist nicht geklärt. Links im Bild die Gemischtwarenhandlung der Amalie Rauch. Das alte Holztor gehörte zu einem Geräteschuppen, der in den 1970er Jahren abgebrochen wurde. Rechts ein Teil des Stalles und Stadels, der von der Familie Gasser im Jahre 2008 abgerissen wurde. Im Hintergrund ist der Turm der Kapelle „Unser Herr im Elend“ erkennbar.
Foto: Chronik Karrösten
Text: Günter Flür, Ortschronist
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Wasser für Haiming und Silz
Durch das Zusammenwirken des Bundes, des Landes und der Interessenten, konnte am 14. Mai 1949 das Bewässerungsprojekt Haiming-Silz feierlich übergeben werden. 1946 wurde mit der Planung und den ersten Arbeiten begonnen, viele Menschen – Frauen wie Männer – hatten durch das für die Bewässerung der Kulturgründe von Haiming und Silz eingeleitete Projekt an der Baustelle Arbeit gefunden. Das Wehr der Ötztaler Ache bei Brunau, die Entsteinungs- und Entsandungsanlagen, sowie der 1000 m lange Stollen durch den Amberg und der Hauptwaal bis zur Abzweigung des Haiminger Mühlbaches waren am Tag der Eröffnung fertig gestellt.
Die Anlage liefert 1500 ltr. /sek. und ist heute noch in Betrieb, vor allem auf Haiminger Gebiet wird das Wasser aus der Ache für die Bewässerung der Obstgärten und Wiesen verwendet. Die Idee, durch ein festes Wehr den Wasserbezug aus der Ache zu sichern, entstand vor mehr als hundert Jahren, doch die beiden Weltkriege haben das Vorhaben verzögert. Anzumerken ist, dass seit mehr als fünfhundert Jahren Wasser aus der Ache für die Bewässerung der Haiminger Kulturen entnommen wird, die uralten Anlagen sind bis heute sichtbar.
Foto: Chronik Haiming
Text: Manfred Wegleiter, Chronist
Die Einweihung der Wehranlage bei Brunau im Mai 1949.
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Die Roppen Glocken
Von der Firma Graßmayr stammten die vier Glocken für die Pfarrkirche Roppen, die im Mai 1874 vom Stamser Abt Cölestin konsekriert wurden. 1916 mussten sich die Roppener von ihren vertrauten Glocken trennen – zuerst musste für die „Patriotische Kriegsmetallsammlung“ die 4. Glocke geopfert werden. Vom k.u.k. Kriegsministerium wurden weitere Glocken gefordert, 1917 mussten schließlich alle Glocken mit einem Durchmesser größer als 25 cm abgeliefert werden.
Es dauerte dann schließlich sechs Jahre bis unter Pfarrer Johann Felderer fünf neue Glocken bestellt wurden, die im Juli 1923 von Fürstbischof Johannes Raffl, einem gebürtigen Roppener, eingeweiht wurden. Am 31.3.1942 wurden die Roppener wieder ihrer Glocken beraubt. 1949 goss dann die Firma Graßmayr die fünf neuen Glocken im Gesamtgewicht von 3.331 kg. Die Weihe der Glocken erfolgte am 2. Oktober 1949 durch Provikar Draxl.
Dem späteren Pfarrer Karl Ruepp war es ein großes Anliegen zum bestehenden Geläute noch eine weitere ganz große Glocke zu bekommen. So kam es dann auch. Zuerst musste der Glockenstuhl verstärkt werden, die Firma Graßmayr goss die neue Glocke mit einem Gewicht von 1871 kg und den Ton cis 1. Am Palmsonntag, den 15.4. 1973 wurde die Friedensglocke vom Wiltener Abt Stöger feierlich geweiht.
Text: Helmut Plattner, Ortschronist
Foto: Chronik Roppen
Die Weihe der Roppener Glocken im Juli 1923 durch Fürstbischof Johannes Raffl.
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Die Barbara-Kapelle in Ambach
In jener Zeit, als in Ambach (Gemeinde Haiming) sieben Familien mit einer Seelenzahl von 48 lebten, wurde zu Ehren der Heiligen Barbara von den Ortsbewohnern eine Kapelle errichtet. In einer Schriftenrolle aus dem Turm der Barbarakapelle fanden sich einige Hinweise aus der Zeit zur Mitte des 19. Jahrhunderts. So steht geschrieben, dass das Türmlein erst im Jahre 1846 darauf gebaut wurde. Außerdem wird über eine im Jahr 1846 große Plage berichtet – es herrschte nämlich die Kartoffelkrankheit, weswegen eine große Not, besonders unter vielen armen Leuten zu befürchten ist.
Die Schriftenrolle wurde am 2. Juli 1903 von Wilhelm Leitner ergänzt und im Jahre 1991 von Charly Hainz aus Imst transkribiert.
Im Zuge der Straßenbegradigung wurde die alte Ambacher Kapelle im Jahre 1954 abgerissen und etwa 100 Meter weiter westlich auf der Anhöhe von Baumeister Karl Leitner neu errichtet.
Text: Manfred Wegleiter, Chronist
Foto: Chronik Haiming
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Feldpost aus Obermieming
Am 20. August 1940 wurde diese Ansichtskarte am Postamt in Obermieming als Feldpost, versehen mit der entsprechenden Feldpostnummer, aufgegeben. Zu sehen ist im Vordergrund links Obsteig, im Wald etwas verdeckt Schloss Klamm, weiters der erste Weiler im freien Feld Fronhausen, dann der Weiler Krebsbach. Die größere Siedlung in der Mitte der Ansicht ist Barwies, die helle Schotterbank bildet Lehnbach ab, dahinter die Ortschaft Obermieming, hinten links ist Wildermieming erkennbar.
Die Aufnahme dürfte deutlich älter sein, als dies der Poststempel vermuten lässt.
Text: Martin Schmid, Chronist
Foto: Kunstverlag E. Stockhammer/Solbald Hall in Tirol
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Drei Haiminger Lehrergenerationen
Vor dem „Hausbankl“ platzierten sich drei Haiminger Lehrergenerationen zu einem Erinnerungsfoto, das in den späten dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts entstanden sein dürfte. Im Bild von links: Volksschuldirektor Anton Mayr geb. 13.7.1897 in St. Valentin auf der Heide mit seiner Gattin Regina; Volksschuldirektor Leo Eiter, geb. 6.3.1856 in Zaunhof mit Gattin Josefa und Volksschuldirektor Rudolf Zobl, geb. 24.11.1875 in Vils mit Gattin Elisabeth.
Alle drei Volksschuldirektoren hinterließen in Haiming tiefe Spuren; sie waren außerhalb der Schulzimmer in verschiedensten Funktionen des öffentlichen Lebens engagiert (Chorleiter, Mesner, Kapellmeister usw.).
Anton Mayr starb am 26.12.1966, Leo Eiter am 1.1.1946 und Rudolf Zobl am 11.12.1958.
Foto: Chronik Haiming
Text: Manfred Wegleiter, Chronist
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Der erste Lastwagen in Obergurgl
Zum Transport einer Gattersäge nach Obergurgl benutzte das Bauunternehmen Anton Pohl einen Lastwagen – damals ein seltenes Bild im hoch gelegenen Bergdorf. Baumeister Pohl war in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts an vielen Baustellen des Ötztales engagiert. Geboren wurde er am 12.10.1901 in Schlierenzau, sein Vater stammte aus Oberängern in Roppen, seine Mutter war eine geborene Fiegl aus Stams.
Nach Abschluss seiner Ausbildung und Ablegung der Staatsprüfung baute er unter anderem die Interessentschaftssäge, das E-Werk in Haiming, Gebäude der Landwirtschaftlichen Genossenschaft in Ötztal-Bahnhof und die Westtiroler Häuser im 2. Weltkrieg. Neben seiner unternehmerischen Tätigkeit engagierte sich der talentierte und technisch begabte Zimmermeister als Fraktionsvorsteher von Ötztal-Bahnhof (1945-1947). Auch drei seiner Söhne schlugen später den Weg in die Bau- bzw. Planungsbranchen ein.
Anton Pohl starb am 19.6.1991, viele seiner von ihm geplanten und errichteten Bauwerke sind heute noch zu entdecken. Im Bild ist Maurermeister Pohl rechts oben zu erkennen, das Foto wurde am 15.7.1936 aufgenommen.
Foto: Lohmann, Obergurgl
Text: Manfred Wegleiter, Chronist
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Die Haiminger Alm und das Weiberalple
Im Jahre 1811 erwarb die Gemeinde Haiming von der Gemeinde Tarrenz die Haiminger Alm. Die Durchführung des Verkaufs betrieb von Tarrenzer Seite aus Kurat Wolf, der mit dem Erlös einen Anbau an die Pfarrkirche errichten ließ – im Volksmund wurde dieser Anbau später „Weiberalple“ genannt. Die Tür des Zubaus wurde nämlich gerne von Schwangeren benützt, die bei Übelkeit die Kirche verlassen konnten, ohne zu stören.
Auf dem Foto (Aufnahme um 1938) vor der alten Simmeringer Almhütte zeigen sich von links: Max Raffl „Diktls“, die Lehrerin Anna Stigger, der Hirte Heinrich Raffl, Midl Egger aus Bozen, Hermann Auderer, Ida Egger, Karolina Stigger und Ing. Franz Stigger (ein Urgroßvater von Mountain-Bike Ass Laura Stigger).
Das Almgebäude wird in den kommenden Monaten saniert und durch einen Zubau erweitert. Diese Maßnahmen werden durch Hygienebestimmungen notwendig.
Foto: Chronik Haiming
Text: Manfred Wegleiter, Chronist
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Das Pechhäusl in Ochsengarten
In Unterhäusern erwarb im Jahre 1954 der aus Florutz im Fersental stammende Augustin Pompermeier (geboren am 9.5.1913) mit seiner Gattin Johanna Reich das sogenannte „Pechhäusl“ im Ortsteil Unterhäusern des Weilers Ochsengarten. Der Aussiedler war von Beruf Bergmann und arbeitete im Kupferbergwerk Brixlegg, 1952 kam er als Holzer nach Ochsengarten. Dort bekam er dann eine Anstellung als Straßenwärter auf der Strecke Ochsengarten-Kühtai, die er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1968 behielt.
Das „Pechhäusl“ erwarb er von Max Purker, der Vorbesitzer war ein gewisser Peer, der es wiederum vom Klotz erwarb. Dieser Klotz war der eigentliche Namensgeber des Pechhäusls, denn er hat zeitlebens „gepecht“. Das von den Fichtenstämmen gesammelte Pech hat er an Metzgereien und Drogerien verkauft. Später wurde das „Pechhäusl“ von Wolfgang Neurauter restauriert. Die Aufnahme vom „Pechhäusl“ stammt aus dem Jahre 1974 und wurde von Karl Hofer gemacht.
Foto: Chronik Haiming
Text: Manfred Wegleiter, Chronist
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Mit Pfeife und Ross
Johann Ruef (geboren am 25.3.1915) war ein bescheidener Zeitgenosse. Er stammte aus Oberhofen und war ein Sohn der Bauersleute Johann Ruef und Maria Anna Trenker. 1946 heiratete er die Haiminger Schmiedtochter Hildegard Schilcher und führte mit ihr eine kleine Landwirtschaft im „Schilcherschen“ Anwesen in der Ötztalerstraße Nr. 11, im Volksmund als Schmiedgasse bezeichnet. Viel Zeit verbrachte er mit dem Holz richten, meist sein Pfeiferl im Mund. So war es auch kein Zufall, dass der damalige Chronist Karl Hofer beim Besuch von Johann Ruef am 13.12.1976 ihn beim Holzhacken antraf.
Johann Ruef war auch einer der letzten Haiminger Bauern, die mit dem Arbeitsross unterwegs waren. Mit seiner Frau Hildegard hatte er zwei Kinder: Agnes, die noch in der „Schmiedgasse“ wohnt und Johann jun., der auf tragische Weise bei einem Autounfall im Jahre 1984 ums Leben kam. Johann sen. starb am 19.11.1990.
Foto: Chronik Haiming
Text: Manfred Wegleiter, Chronist
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In den Jahren 1933 und 1934
In den Jahren 1933 und 1934 wurde im Haiminger Föhrenwald bei der „Unteren Gmua“ das Ferienheim errichtet. Zu den professionellen einheimischen Zimmerleuten wurde auch eine größere Anzahl Hilfskräfte angestellt, die Angehörige des freiwilligen österreichischen Arbeitsdienstes waren. Sie bekamen freies Quartier, Verpfl egung, Bekleidungszuschuss und eine Entlohnung von 50 Groschen pro Tag. In den wirtschaftlich schwierigen 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts waren derartige Baustellen für die Bevölkerung ein wahrer Segen. Zum Vergleich: Damals beliefen sich die Kosten für ein Zweifamilienhaus schlüsselfertig auf rund 35.000 Schilling. Das entspricht laut dem historischen Währungsrechner der OENB heute einem Kaufwert von circa 130.680 Euro. Die 50 Groschen Tageslohn entsprechen heute etwa 1,90 Euro. Das Foto wurde anlässlich der Firstfeier am 9. Juli 1934 aufgenommen. In der untersten Reihe: Bürgermeister Josef Stigger, Pater Richard Habicher, Pfarrer Lorenz Prieth, unbekannt, Baumeister Flür, Polier Franz Stigger und Zimmermann Schranz (v.l.)
Text: Manfred Wegleiter, Chronist
Foto: Chronik Haiming
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Freundschaftlichen Besuch von der Haiminger Musikkapelle
Freundschaftlichen Besuch von der Haiminger Musikkapelle erhielt am 2. August, dem Portiunculasonntag des Jahres 1951, Pfarrer Karl Jais in Vent. Der Geistliche und Heimatdichter war von 1925 bis 1926 in Haiming als Kooperator tätig und für seine deftigen Sprüche bekannt. In der Feiertagsschule unterrichtete er neben Religion auch Deutsch. Jedes Mal gab es ein Diktat. „Stempfl s Anton“ (Anton Kranebitter, vermisst seit 1943 in Russland) erhielt sein korrigiertes Diktat mit der Bemerkung zurück: „Dem Kranken ekelt vor jeder Speise wie dem Kranebitter vor jedem Diktat.“ Laut dem Bericht von Johann Nagele soll die Musikkapelle beim Besuch in Vent beim Gottesdienst die Schubert-Messe gespielt haben und auch zur Beichte und Kommunion gegangen sein. So sei das Gerücht widerlegt worden, dass die Haiminger Musikanten nur deshalb den Ausfl ug nach Vent machten, um den Portiunculaverpflichtungen im eigenen Dorf auszuweichen. Die Aufnahme zeigt Pfarrer Jais mit Paula Stigger (verehelichte Raffl), Reinhold Raffl , Edith Stigger (verehelichte Höpperger), Kapellmeister Stefan Baur und Johann Nagele.
Foto: Chronik Haiming
Text: Chronist Manfred Wegleiter
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Gemeinderatssitzung in bescheidenem Rahmen
Wie in den meisten anderen Gemeinden, war auch die Haiminger Gemeindestube in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts recht „bescheiden“ ausgestattet. Trotzdem entwickelten sich bei den Sitzungen des Kommunalparlaments oft äußerst heftige Diskussionen. Akademiker fanden sich damals sehr wenige in den Reihen der Gemeindemandatare, dafür aber gestandene Gemeindebürger, die zu ihren politischen Ansichten standen und ihr Klientel mit Beharrungsvermögen vertraten. Von Frauen war damals in den Gemeinderäten keine Spur, die Zeit war noch nicht reif dafür, obwohl – wie gut informierte Kreise berichten – es schon damals einige Ehefrauen gab, die im trauten Heim auch politisch den Ton angaben.
Das Foto zeigt den Haiminger Gemeinderat in der Periode von 1962-1968. Von links im Bild: Hermann Raffl („Buabeler“), Fritz Föger (Ötztal-Bahnhof), Hans Kößler, Adolf Auer (Ötztal-Bahnhof), Franz Götsch („Unterruaner“), Bürgermeister Karl Kapeller („Müllers“), Christian Kopp, Karl Larcher (Ötztal-Bahnhof), Friedrich Wegleiter („Simeles“), Franz Köll (Haimingerberg) und Max Wegleiter („Simeles“).
Text: Manfred Wegleiter, Chronist
Foto: Chronik Haiming
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s‘ Lenzle bei der Arbeit
In Haiming kannten ihn alle unter „s‘ Lenzle“: Johann Raffl stammte aus der Familie der „Romanen“. Er wurde am 18. Oktober 1896 als Sohn der Bauersleute Roman Raffl und Maria Nagele geboren. Verheiratet war er mit Ida Golser, die Ehe blieb kinderlos.
„s‘ Lenzle“ galt es äußerst sparsamer Mensch, der mit seiner Landwirtschaft leicht das Auslangen fand. Viel Energie steckte er in seinen Obstgarten und wenn ihm bei der Ente einmal ein Apfel aus der Hand fiel, hörte man das „Lenzle“ mächtig fluchen. Solche Menschen sind meist ausgesprochen beliebte Ziele von jungen Nachtgeistern, die dem „Lenzle“ so manchen Streich spielten. Diese „Nachtbuben“ erzählten in ihren späteren Lebensjahren oft davon, dass sich das „Lenzle“ sogar bewaffnet in seinem Obstgarten auf die Lauer legte. Ja früher, das waren halt noch andere Zeiten.
Johann Raffl war bis ins hohe Alter aktiv und oft in seinem Obstgarten bei der Arbeit anzutreffen. Das Bild zeigt ihn am 22. Februar 1975 beim Baumschnitt. Er starb am 5. September im 88. Lebensjahr, seine Gattin Ida war ihm am 11.3.1983 vorausgegangen.
Text: Manfred Wegleiter, Chronist
Foto: Chronik Haiming/Hofer
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Musikalische Freundesrunde anno 1903
Ihre Musikalität verbanden sie zu einer langjährigen Freundschaft: Am 19. Juli 1903 entstand dieses Foto, das die Haiminger Alois Kapeller „Vinzenzn Loisele“, Josef Stigger „Hiasl’s Seppl“, Franz Josef Götsch „Unterruaner“, Josef Kapeller „Vinzenzn Seppele“ und Eduard Kapeller „Ötzer“ zeigt.
Alois Kapeller (geb. 13.1.1878, gest. 18.4.1936) war Oberbauarbeiter und mit Rosa Götsch verheiratet.
Josef Stigger (geb. 30.11.1880, gest. 30.1.1967) war Landwirt, Schuhmacher und Krämer, außerdem von 1919-1935 Bürgermeister, er war mit Agnes Schatz verheiratet.
Franz-Josef Götsch (geb. 1.2.1880, gest. am 3.4.1865) war Landwirt und in der Gemeinde in verschiedenen Funktionen tätig, er war mit Rosa Grünauer verheiratet.
Josef Kapeller (geb. 3.12.1876, gest. 13.5.1938) lebte und arbeitete als Bauer auf dem elterlichen Hof „Vinzenz’n“ mit Gattin Karolina Graßmayr.
Eduard Kapeller (geb. 9.10.1877, gest. 2.8.1917 in einem ungarischen Militärspital), war ein humorvoller Mann und stand im Dienst des Pfarrwidums in Untermais/Meran, ehe er zum 1. Weltkrieg einrücken musste.
Foto: Chronik Haiming
Text: Manfred Wegleiter, Chronist
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Bäuerliches Leben in Grün
Den bäuerlichen Alltag in den Fünfzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts schilderte am 15.9.1992 dem damaligen Haiminger Chronisten Karl Hofer der Haimingerberger Alois Fürruter. Er war geboren am 21. Juli in Grün, ging nach Höpperg zur Schule und arbeitete später am elterlichen Hof. Nebenbeschäftigung fand er beim Wegebau der Bundesforste.
Er erzählte: „Im Sommer stand man um 4 Uhr auf, frühstückte mit Malzkaffee und Butterbrot. Dann ging man zum Mähen auf das Feld. Nach neun Uhr gab’s zum Neunerlen Speck und selbstgebackenes Brot – das wurde mit auf’s Feld genommen oder von den Kindern rauf getragen. Um elf Uhr ging man dann heim zum Mittagessen, oft gab es Schmarrn und Milch, Milchreis, abgeschmalzte Nudeln, Kiachl mit Sauerkraut, Blattln mit Sauerkraut, Knödel mit saure Erdäpfel, Schnitzel mit Kartoffelsalat, Schöpsernes mit Reis und Kartoffeln, Gemüse eher selten. Am Nachmittag ging man wieder auf’s Feld zum Aufstanggern und zu Marende ging es heim zu, dort rastete man eine Weile, ehe es wieder hinaus auf das Feld ging, wo bis zum späten Abend weiter gemäht wurde. Nach acht Uhr abends kehrte man dann heim zu Nachtmahl mit einem vollständigen Essen und nachher Kaffee und Brot. Zu Bett ging man um 22 Uhr.“
Alois Fürrutter starb am 16. Juni 2015.
Foto: Chronik Haiming/Karl Hofer
Text: Manfred Wegleiter, Chronist
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Haiminger „Spielbuben“ anno 1959
Nach der Musterung im Jahre 1959 in Imst sammelten sich diese Haiminger „Spielbuben“ zu einem Erinnerungsfoto. Woher stammt der Begriff „Spielbuben“ eigentlich? Ulrich Nachbaur (Historiker und Vorarlberger Landesarchivar) erläutert in seiner Festrede beim Empfang der Sicherheitsorganisationen am 5.1.2006 im Bregenzer Rathaus die Herkunft so: „Die Gerichte nützten die Aushebungen wohl, um Arme und Taugenichtse in Richtung Heer zu entsorgen. Das klappte weniger gut, als die Stellungspflichtigen durch Auslosung, durch „Spielen“, ermittelt wurden, daher kommt der Begriff „Spielbuben“ für die Musterungspflichtigen. Doch eine echte allgemeine Wehrpflicht wurde erst 1868 verwirklicht. Bis dahin war es möglich, einen Ersatzmann zu stellen oder sich vom Wehrdienst loszukaufen. Sie können sich ausmalen, wie häufig geloste Söhne vermögender Bauern und Bürger tatsächlich einrückten.“
Vordere Reihe von links: Josef Prantl, Heinz Wallnöfer, Arthur Mayr, Engelbert Prantl. Hintere Reihe von links: Anton Raffl, Adam Zollitsch, Roman Kopp, Anton Leitner, Erwin Praxmarer, Viktor Raffl, Albert Stigger, Albin Kopp, Walter Kapeller, Johann Walter.
Foto: Chronik Haiming
Text: Manfred Wegleiter, Chronist
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„Pechhütta“
Ab Beginn des 18. Jahrhunderts begannen Grundherrschaften, die Pechgewinnung zu fördern, was zur Entstehung von Pechhütten zur Harzverarbeitung führte. In dieser Zeit wurde die Pecherei (bei uns in den Waldbüchern „Pech klauben“ genannt) und der Handel mit dem Harz zu einer wichtigen Einnahmequelle für Teile der Bevölkerung. In den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts erlebte die Harzgewinnung und Pechsiederei ihre erste Blütezeit, Preise und Erträge stiegen aufgrund der steigenden Nachfrage ebenfalls stark an. Das Rohharz ist hellgelb. Pro Baumstamm und Jahr konnten drei bis vier Kilogramm Pech gewonnen werden. Die aus dem Harzbalsam hergestellten Produkte wurden vorwiegend in der Papier- und Lackindustrie verwendet. In Sautens sind die gesammelten Harze wegen der Brandgefahr außerhalb der Wohnsiedlung in einer gemauerten Pechhütte bearbeitet und gelagert worden. Dieser Ort ist im Flurnamenverzeichnis als „Pechhütta“ aufgezeichnet. Der Abbruch der Pechhütte Sautens erfolgte im Zuge einer Wegerrichtung im Jahre 2011.
Text/Bild: Ludwig Auer, Chronik Sautens
Das schönste Fest, so wie’s damals war
Das schönste Fest, so wie’s damals war
Der Chronist der Gemeinde Haiming, Manfred Wegleiter, erinnert sich an den Heiligabend seiner Kindheit
Kaum etwas ist vor der Zeit gefeit – nicht einmal uralte Riten wie das Weihnachtsfest. Wie’s damals war, als Heiligabend näher und näher rückte, weiß noch der Chronist der Gemeinde Haiming, Manfred Wegleiter, Jahrgang 1959.
Von Manuel Matt
Bevor der Abend hereinbricht, graut der Morgen. Selbst am 24. Dezember. „Wir Kinder wurden da immer recht früh geweckt“, erinnert sich Manfred Wegleiter, geboren 1959, heute Chronist der Gemeinde Haiming. Während die Mutter wie gewohnt die Stallarbeit erledigte, Kühe und Schweine versorgte, und Großmutter sich um ihre Hühner kümmerte, hätte sich für ihn ein weitaus spannenderer Tag abgezeichnet, erzählt Wegleiter – war ihm doch als „privilegierten Nachzügler“ das Vorrecht vergönnt, mit dem Vater auf die Suche nach einem passenden Weihnachtsbaum zu gehen. Allerdings zu Fuß, „Auto hatten wir damals keines“, weiß der 61-Jährige noch.
VOM WALD IN DIE STUBE. Auf Schusters Rappen führte der Weg so in Richtung Söiles-Wiesen und weiter auf den Höpperg zu. Lange dauerte die Suche nicht, war der Vater doch mit einem famosen Auge für jene Plätzchen gesegnet, wo die schönsten Weihnachtsbäume zu wachsen pflegten. So war’s meistens innerhalb einer Stunde erledigt und der Alte hielt einen Baum in der Hand, abgeschnitten mit der kleinen Säge, zu der sonst beim Schnitt der Apfelbäume gegriffen wird. Zuhause angekommen, wird der Baum in der Garage auf dem hölzernen Baumkreuz befestigt. Der Vater gönnt sich anschließend eine Zigarette, die Mutter hatte Tee aufgestellt, die Schwestern halfen die Stube aufzuräumen, wo der Weihnachtsbaum wiederum einen besonderen Ehrenplatz zugewiesen bekam. Das Mittagessen sei derweil an diesem Tag eher schlicht ausgefallen, „meist gab es Würstelsuppe“, so Wegleiter.
GEDULD. Nachmittags kümmerten sich die älteren Schwestern mit der Mutter um den Baumaufputz, der Vater ging wie üblich ins Gasthaus Löwen in Magerbach. Der jüngste Sohn blieb zuhause, in der Stube bei den Großeltern. Mit der Oma habe er da immer Karten gespielt, zeichnet Wegleiter ein Bild dieser Nachmittage – und da die Familie damals nicht nur kein Auto, sondern auch keinen Fernseher besaß, hörte der Opa einfach dem Radio zu. So oder so wollte die lästige Zeit vor der Bescherung nicht vergehen. „Doch als es langsam finster wurde und Vater von Magerbach heimkam, stieg die Erwartung.“
ERLÖSUNG. Zuerst seien immer die Geschenke der Großeltern dran gewesen. „Meist etwas für die Schule, von Opa auch mal was Bares“, gibt Wegleiter zu Protokoll. Vor der Bescherung, zu der Vater in der abgesperrten Stube mit einem kleinen Glöcklein rief, stand nur noch das Abendessen in der Küche, das immer aus belegten Brötchen bestanden habe. Süßigkeiten gab’s auch, allerdings nur wenige, aufgehängt am Christbaum, inmitten glitzernder Kugeln, Lametta und Kerzen. Überschaubar sei die Anzahl der Geschenke gewesen, aber dafür jedes ein echter Schatz in Kinderaugen. „Besonders intensiv in Erinnerung geblieben ist mir der Heiligabend, als ich mein erstes Paar Ski und ein paar Jahre später mein erstes Fahrrad bekommen habe“, verrät der Dorfchronist. Spannender sei da nur ein Geschenk der Schwester gewesen – ein Chemie-Baukasten. Jener förderte zwar das naturwissenschaftliche Verständnis, sorgte bei den Eltern aber für verhaltene Begeisterung: „Der erste Versuch am Christtag 1973 bestand nämlich darin, Zehennägel in einem Reagenzglas mit dem Bunsenbrenner zu erhitzen, während mein Vater mit dem Schnitzelklopfen beschäftigt war“, schließt Wegleiter schmunzelnd.